Film

MAERKISCHE TRILOGIE
von Volker Koepp
DD/DE 1991

Screening
Duisburger Filmwoche 15
13.11.1991

Diskussion
Podium: Volker Koepp
Moderation: Karl Saurer
Protokoll: Edith Jud

Protokoll

Die Diskussion drehte sich hauptsächlich um Teil 3 „Märkische Gesellschaft mbH“ und die Unterschiede zu Teil 1 „Märkische Ziegel“. Sie war gekennzeichnet durch differenzierte Analysen und kritische Fragen des Publikums und spontanes erklären und nacherzählen der Drehsituationen durch den Regisseur. Dabei stellte sich heraus, dass der eklatante formale Unterschied zwischen den beiden Teilen hauptsächlich durch die veränderten Lebensbedingungen begründet ist.

Produktion: Einleitend fragte der Moderator nach der Produktionsgeschichte und den konzeptuellen Überlegungen in der schwierigen Zeit zwischen 1988-1991. Die Frage nach veränderten konzeptuellen Überlegungen liess der Regisseur offen, dafür schilderte er die unterschiedlichen Produzenten-Situationen. Teil 1 wurde noch von der DEFA produziert; aber erst ein halbes Jahr nach Fertigstellung und nur nach einem Zensurschnitt freigegeben. Teil 2 wurde mangels anderer vorhandener Produktionen vom Außenministerium gekauft. Teil 3, der in lediglich acht Tagen gedreht wurde, konnte dann aus dem Verkauf und mit Geldern des DEFA-Studios finanziert werden.

Form und Inhalt: Gewöhnt an eine konzise Form, wie sie „märkische Ziegel“ noch hat. war man über das collageartige Prinzip in „Märkische Gesellschaft mbH“, erstaunt. War es direkte Folge der freieren Arbeitsbedingungen? Freimütig gestand dies der Regisseur ein, meist seien es Zufallssituationen und -bekanntschaften gewesen. Die Frau z.B., die sich als ehemalige Mitbesitzerin der Ziegelei entpuppte, hätten sie nur deshalb getroffen, weil sie sich an diesem Tag verschlafen hätten. Auch die Rolls Royce-Fahrt sei nicht geplant gewesen, die Dame war nur als ironische Einlage „seht wir haben es geschafft“ geplant gewesen, die ruhige Strassenlage der Karosse erwies sich dann aber als so günstig, dass daraus diese Szene entstanden sei, auch sei ihm der Symbolwert des Rolls Royce-Zeichens nicht so bewusst gewesen. Dass diese Szene trotzdem die gewünschte Aussage vermittelte, zeigte das Votum einer Frau, die es ganz toll fand, wie sich dieses „Westgesicht“ in der östlichen Landschaf spiegelte. In der Folge wurde von mehreren Personen die Qualität dieser Dokumentarfilme, die sich so wohltuend von den gezeigten Fernsehproduktionen abhebe vermerkt. Wie der Regisseur die Materialien zu Geschichten verdichte, die historische Dimension durch die Szene mit dem Rolls und dem Pferdefahrzeug ausdrücke, die Episoden mit den Mitteln des Bildes weitergetrieben würden, die gleichen Menschen in allen Filmen vorkommen. Man fühle sich den Menschen und Situationen nahe und habe gleichzeitig die Freiheit seine eigenen Gedanken spazieren zu führen. Der Unterschied zwischen Teil 1 und 3 drücke die zerfallende Wirklichkeit aus. Gerade in diesen zwei Punkten wurde vom Publikum wider sprochen, Teil3drücke den Verfall der Umgebung aus, er werte zu stark, sei eine Anleitung zur Schwermut und pflege teilweise einen rüden Ton mit den Beteiligten, die Frauen seien der Kamera ausgeliefert, zwischen arbeiten und saufen gebe es keine Zwischentöne. Hier zeigte es sich, dass der Regisseur genauso mit den veränderten Bedingungen zu kämpfen hat, wie seine Protagonistin. Der Kontakt mit den Menschen sei für ihn, als Filmer, seit 89 schwieriger geworden. die Menschen wagten nicht mehr so offen zu reden. das Leben sei komplizierter geworden, sie hätten Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, wenn sie sich nicht loyal verhielten. Auch habe ihn der „Haufen Müll“ selbst überrascht, der da zutage trete, besonders betroffen habe ihn, dass es auch dort Arbeiter gebe, die sich wie „Idioten“ äusserten, das habe man vorher nicht gemerkt, als niemand offen reden durfte.

Wie weiter: Die Antworten des Regisseurs veranlassten einige, ihn nach seiner künftigen aber auch seiner vergangenen Arbeitsweise zu fragen. Auch früher habe es Rassisten in der DDR gegeben, weshalb das nie aufgetaucht sei in seinen Filmen. Volker Koepp hielt dagegen, dass Dokumentarfilme auch immer Dokumente seien. Gleichzeitig stellte er zwei neue Filme in Aussicht, der eine trage portraithafte Züge und der andere weise eine völlig aufgelöste Erzählstruktur auf.