Film

The Mohale Str. Brothers
von Michael Hammon
DE 1989 | 60 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 13
19.11.1989

Diskussion
Podium: Michael Hammon, Olaf Koschke (Schnitt)
Protokoll: Anne Schiwek

Protokoll

Der Film wurde auf 16mm Umkehrmaterial gedreht und mit Fremdmaterial montiert.

Michael Hammon, in Südafrika aufgewachsen, ist zur Zeit Student der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Er lebt in Johannesburg und Berlin.

Lange wurde die Bedeutung der Schlachtszene diskutiert. Der symbolische Gehalt dieser Szene, in der zunächst eine Ziege, später ein Schaf geschlachtet wird, sei Passivität und Opferbereitschaft. Der politische Kampf der Soweto-Bewohner sei aber ganz im Gegenteil aktiv und aggressiv. Ein Zuhörer sprach von einer „eurozentrischen“ Sichtweise. Michael Harnmon war bewußt und bekannt, daß diese Szene kontroverse Diskussionen hervorrufen würde, er habe sich aber bewußt dafür entschieden. Die Schwarzen in Soweto würden Gewalt anders als wir empfinden, fast jeder habe irgendwelche Narben vorzuweisen. Das Bild des wehrlosen Opfertieres gehöre für ihn einfach zu Soweto. Er wolle mit der Szene auch aufrütteln, denn Europäer seien bereits gegen Gewaltbilder aus Südafrika abgestumpft.

Angus Gibsan (Ton) hatte vor Beginn der Dreharbeiten Kontakt zur Familie der drei Brüder Matshoba. So sei auch die Vertrautheit zwischen den Interviewten und dem Regisseur zu erklären. Bemerkenswert war der Verlauf der Interviews: Immer größere Gruppen hätten sich dem Team angeschlossen und jedes Interview sei lebhaft diskutiert worden.

Auf der Premiere in Privaträumen in der letzten Woche in Soweto rief die Vorführung des Films große Begeisterung hervor. Seitdem sind zwei Kassetten verschwunden, sie werden wohl herumgereicht.

Bei der Musik handelt es sich um Watussi-Musik, die von einer südafrikanischen Gruppe – zur Zeit in Berlin im Exil – eigens zur den Film komponiert wurde. In den dokumentarischen Passagen (Schwarz/weiß) basiert die Musik auf historischer Soweto-Musik, um die Atmosphäre der Bilder lebendig werden zu lassen.

Dem Einwand eines Zuhörers, der Regisseur würde durch die Musik gewaltsam Lokalkolorit in den Film bringen und dies besonders in Passagen, in denen die Sprache dominiere, entgegnete M. Hammon, für ihn gehörte Musik und Soweto einfach zusammen. Bei einem Gang durch die Townships sei an jeder Ecke Musik zu hören.

Die Bedeutung des ermordeten Deliza und seiner Basisorganisationen ist durch die Anwesenheit von Bischof Tutu auf der Beerdigung sichtbar geworden. Deliza war ein Mitarbeiter Tutus. Obwohl in Soweto bisher an die 50 Leute auf dieselbe Weise wie Deliza ermordet wurden, ist die Stimmung unter den Farbigen z.Zt. auf Versöhnung eingestellt.