Protokoll
Eine Diskussion setzt Kritikpunkte voraus, die sich bei einem Film wie dem von Marian Kiss sicherlich nicht so ohne weiteres auf eine inhaltliche Ebene beziehen können. Eine ästhetische Kritik läßt sich aber fünf Minuten nach dem Film nicht aus dem Handgelenk schüttteln, schon gar nicht um 1 Uhr nachts. Die angesetzte „Diskussion“ war dann auch eher eine sympathische und angemessene Fortsetzung des Filmgeschehens.
Zur Entstehungsgeschichte ihres Videos erzählte Marian Kiss, daß sie am Ort des Geschehens in Hamburg überhaupt niemanden kannte. Sie hatte sich vorgenommen, diese Stadt durch die Extreme kennenzulernen, also Leute aufzusuchen, die ihr durch Ungewöhnlichkeiten interessant erschienen und auf die sie neugierig war. Es dauerte dann immer einige Zeit, bis sie mit dem Drehen anfangen konnte, weil sich alle erstmal gewundert hätten über diese ungewöhnliche Frage nach der eigenen Lebensphilosophie. Erst als Marian Kiss ihre Geschichte mit dem eignen Großvater erzählte, von dem sie einmal selbst den Spruch „Sei immer grösser als der Augenblick“ mit auf den Weg bekommen hatte, kam es zu diesen so unterschiedlichen Leitsätzen und Lebensphilosophien.
Werner Ruzicka betonte, allen im Film auftretenden Personen sei eine „Würde“ inne: Was sie sagten, seien nicht diese einfachen, allgemeinen Unverbindlichkeiten sondern Sätze, die nur für sie selbst jeweils Gültigkeit hätten. Das „bei sich bleiben“, also nicht über Gott und die Welt zu reden, sei bemerkenswert an diesem Video. Bei einer solchen Auswahl von extremen oder kuriosen Personen bestehe leicht die Gefahr, sie auf denunziatorische Weise „vorzuführen“, um Lacher bei den Zuschauern herauszukitzeln, was Marian Kiss aber durch eine – im Dokumentarfilm selten gewordene – „Genauigkeit“ schon im Ansatz vermeide.
Die hohe Bild- und Tonqualität dieses Videobandes wurde gelobt.
Marian Kiss, die viel mit Kindern und Sprüchen von Kindern experimentiert, bestätigte auf Nachfrage die Echtheit der Kindersprüche in ihrem Video. Sie könne aber nur über ihre eigenen Kinder reden und über deren jeweiliges Alter: Zur Zeit beschäftigten sie sich eben viel mit Gott und dem seltsamen Phänomen des „Rückwärts“.