Film

Monolog digital
von Sabine Fröhlich
DE 1988 | 62 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 12
10.11.1988

Diskussion
Podium: Sabine Fröhlich
Moderation: Bertram Rotermund
Protokoll: Toni Weber

Protokoll

Das auffälligste Moment an Sabine Fröhlichs Film, daß die Programmierer nur zu sehen sind, nicht aber die Bildschirme; benannte Bertram Rotermund als Einstieg in die Diskussion.

Diese Darstellungsweise hat Sabine Fröhlich gewählt, um zum einen ihren Film von den gängigen Darstellungen abzusetzen und um der· Faszination von Technik zu entgehen; zum anderen hat sie sich auf die Gesichter konzentriert, da sie vorrangig die Kommunikation Mensch-Maschine hat darstellen wollen, und es zu schwierig gewesen wäre, den Arbeitsablauf innerhalb eines Programmiervorgangs zu erklären. Weil aber der Bildschirm nicht gezeigt werde, kritisierte Bertram Rotermund, werde auch der Dialog Mensch-Maschine nicht aufgezeigt, sondern lediglich der Akt der Wiedererkennung im Gesicht der Programmierer. Ein wichtiger Aspekt der Kommunikation fehle daher. Dies sei auch gar nicht ihr Interesse gewesen, bekannte die Filmemacherin. Sie habe deutlich machen wollen, daß die Anpassung der Maschinenbedienung an die menschliche Sprache nur ein Reiz-Reaktions-Akt sei, was sie im Eintippen-Aufschauen habe sichtbar machen wollen und verstärkend beim Eingeben der menschlichen Stimme in den Computer.

Darüber, daß mehrmals der Begriff Dialog in der Diskussion verwendet worden sei, zeigte sich ein Diskutant überrascht. Er habe nur einen Monolog im Film gesehen bei der Eingabe der Stimme und das Scheitern eines Dialogs, als in der Fabrikhalle die Arbeiter mit Stimme versuchten, mit dem Computer zu kommunizieren. Hier warf Sabine Fröhlich ein, da die Arbeitsanweisung an den Computer auch kein Dialog sei, sondern nur Befehl. Diese Diskussion, was nun Sprache sei und ob diese Arbeitsform Sprache zwischen Menschen verändere, bestimmte eine zeitlang das Gespräch. Entwickelt hatte sich diese allgemeinere Diskussion anläßlich der Frage von Bertram Rotermund, ob die Telefonistinnen-Szene den Arbeitsstreß aufzeigen solle, oder ob darauf hingewiesen werden solle, daß die Computertechnik Spracherkennung noch nicht bewältige. Sabine Fröhlich hatte jedoch mit dieser Szene ganz andere Intentionen verbunden. Sie habe hierbei zwei Aspekte der Sprache zeigen wollen. Die Spracherkennung durch die Telefonistinnen und die digitalisierte Sprache bei der Nummernausgabe. Darüberhinaus sei dies für sie der Arbeitsplatz mit der größten Leere, weil die Telefonistinnen lediglich zur Spracherkennung dasitzen. Die Arbeiter bei Ford hingegen noch immer über eine Variationsbreite verfügten bei der Formulierung ihrer Befehle.

Die Einwände von Peter Krieg, der den Zusammenhang von Sprache und Computerbedienung nicht akzeptierte, führte die Diskussion eine zeitlang vom Film weg, was dann Sabine Fröhlich beklagte.

Mit der Anmerkung von Dietrich Leder, daß die Arbeitsvorgänge an Computerarbeitsplätzen nicht mehr erkennbar respektive darstellbar seien und seiner Kritik, daß die Wiedergabe der Gesichter nichts aussage über die Arbeit, forderte er Sabine Fröhlich auf, ihre Auswahl der Szenen zu begründen. Sie betonte nochmals, daB sie sich auf die Gesichter konzentriert habe, auf das Minimalste, um so die Sprechweise, das Verschlüsseln aufzeigen zu können, wenn auch so nicht erkennbar werde, wozu die Programme genutzt werden.

Die Zwischenschnitte von Wolke und Wasser sind von Sabine Fröhlich nicht verwendet worden, um Assoziationen von Blau und Kälte zu evozieren und auch nicht kontrapunktisch als Weite zur Enge und Vereinzelung der Programmiererarbeitsplätze. Sie bedeutete das Wolken-Motiv erstens als Bilder synthetischer Art, was auf die Digitalisierung verweise; zweitens als Abgehobenheit und drittens als das, was sich . Das Wasser habe ganz konkreten Bezug zu dem Programmierer, der selbst beim Schwimmen sich nicht von seiner Arbeit befreien könne. Daneben ließe der gekachelte Boden des Basins eine Verbindung zum Koordinatensystem entstehen. Keinesfalls habe sie Gegensätze konstruieren wollen, weshalb mit dem Schwimmbad und dem zerlegten Molkenbild deutlich keine Naturassoziation hergestellt worden seien.

Dagegen die Wahl des Mediums Film im Gegensatz zu Video, begründete sie mit Kontrastierung, die für sie das Medium Film gegenüber der Computertechnologie einlöse. Unterstützt wurde diese Sicht von Werner Ruzicka, der dem Filmbild zu sprach, die Stofflichkeit der Gesichtshaut im Gegensatz zum Monitorbild zu zeigen. Diesen Eindruck verstärkend, bekundete Sabine Fröhlich, daß es sie gestört hätte, die Gesichter aus dem Monitor herausschauend zeigen zu müssen. Peter Krieg, der bereits des öfteren gegen die ablehnende Haltung der Diskutanten gegenüber der Computertechnologie opponiert hatte. hätte dies für ironisch befunden.

Die Gesichter im Trick zu digitalisieren als ironisches Moment, gestand Sabine Fröhlich, habe sie sich durchaus überlegt, aber dann davon Abstand genommen. Dies auch deshalb, weil sie am Computer nicht arbeite, was bei „Die Rache der Stymphaliden“ anders gewesen wäre, wo sie den Hagelbeobachtern, um sie zu beobachten, hinterhergefahren war. Jenen Film habe sie daher auch ironisch gestalten können.