Film

Leipziger Allerlei
von Peter Adler
DE 1988 | 50 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 12
09.11.1988

Diskussion
Podium: Peter Adler
Moderation: Bertram Rotermund

Protokoll

Das Gespräch war geprägt von Informationen über die Dreharbeiten in Leipzig, sanfte Kontroversen gab es lediglich um den von einigen Zuschauern als ironisch interpretierten Duktus des Films.

Peter Adler: „Leipziger Allerlei“ sei eine absolute Low Budget-Produktion gewesen. Er hätte nur eine Absichtserklärung von Radio Bremen gehabt, der Sender würde den fertigen Film ankaufen, doch eine Auftragsproduktion wäre nicht möglich gewesen. So habe er mit einem kleinen Team arbeiten müssen – einem Kameramann und einem Assistenten, der gleichzeitig den Ton gemacht habe; so sei die teilweise eingeschränkte Qualität des: Tons entstanden. Der Vorteil dieses Teams: Es kannte sich, war eingespielt; mit einem Senderteam wäre der Film in dieser Form nicht möglich geworden. 

Zur Vorbereitung der Dreharbeiten habe er, Peter Adler, die Frühjahrsmesse in Leipzig besucht und sei er noch zu zwei weiteren Recherche-Terminen in der DDR gewesen; die konkreten Motive habe er jedoch erst während der Dreharbeiten kennengelernt. 

Dem „Fachredakteur“ (ständiger DDR-Begleiter beim Dreh) hätte das Team sehr viel zu verdanken; er könne die Arbeit entscheidend behindern oder fördern, und sie hätten Glück gehabt: Der ihre habe ihnen Tür und Tor geöffnet, so daß sie vom Prinzip her hätten drehen können, was sie gewollt hätten. 

Etliche Zuschauer äußerten ihr Erstaunen über die weitgehend offenen Aussagen der DDR-Bürger jenseits allen offiziösen Sprachgebrauchs. Adler dazu: Die von offizieller Seite bestellten Gesprächspartner hätten natürlich schon im Parteijargon geredet, die von ihnen angesprochenen demgegenüber Klartext gesprochen. Sie würden – im Gegensatz zu ersteren – regelmäßig West-Fernsehen sehen und die Reihe „Unter deutschen Dächern“ sei ihnen ein Begriff gewesen; sie hätten gewußt, daß das von ihnen Erzählte über den Umweg BRD-TV in die DDR zurückkäme. Deswegen hätten sie bereitwillig Sachverhalte geschildert, die das DDR-Fernsehen nicht thematisieren würde. Sie wären auf sehr viele nette und offene Menschen gestoßen, hätten lange Gespräche geführt und – obwohl die auf 12 Tage komprimierten Dreharbeiten sehr anstrengend gewesen wären – hätten sie ungeheuer viel Spaß gehabt. Ein Zuschauer: Das sei dem Film auch anzumerken. 

Von einigen Zuschauern wurde bemängelt, der Filme käme mit einem ironischen Unterton daher, die DDR würde als etwas Exotisches vorgeführt und letztlich auf eine etwas naßforsche Art und Weise diskreditiert. Bei einem Film diesen Stils über z.B. Brasilien würde der Filmemacher vom Publikum verbal etwas hinter die Ohren bekommen. 

Peter Adler: Er arbeite derzeit an einem Film über Brasilien und gehe dabei durchaus ähnlich vor. Brasilien sei für ihn neu, fremd, exotisch, eben total