Film

Kanaal
von Peter van den Reek
DE 1988 | 60 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 12
1988

Diskussion
Podium: Peter van den Reek
Moderation: Werner Ružička
Protokoll: Torsten Alisch

Protokoll

Werner Ruzicka eröffnete die Diskussion mit einigen Zuschauermeinungen, die er nach der Vorführung des Films gehört hatte: Von “humanem Kunstwerk“ bis “brav-schlechtem Film“. Auf solche Wertungen ließ sich daraufhin niemand mehr ein, nur eine Zuschauerin mußte ihr schlechtes Gewissen zum Besten geben: Es wären mindestens drei „Unterprivilegierte“ („Die Deppen vom Kanal“) zu sehen gewesen, im Kino hätten sich Leute amüsiert, und ihr täte es leid, wenn der Film von anderen (!) falsch verstanden würde.

Peter van den Reek sprach von „einfachen Menschen“, die er in seinem Film zeigt, und es sei zu einfach, sie als „faul oder geistig arm“ zu bezeichnen. Andere gaben zu, auch gelacht zu haben, weil witzige Geschichten auf lakonische Art erzählt wurden: Eben nicht „stromlinienfömig“ wie ein Kanal, sondern in einem langsamen Rhytmus und mit den Gesten der Menschen, die sich die Bedächtigkeit der Landschaft angeeignet haben und dort auf „humane und selbstbestimmte Art“ leben. Van den Reek hat einige Porträts auf Video vorgedreht, andere Menschen (wie den Bauer oder die Zigeuner) hat er erst kurz vor den Dreharbeiten kennengelernt. Diese Herangehensweise sei im Film zu spüren gewesen, wurde festgestellt, die vorinszenierten Szenen seien bildlich perfekt, aber bei den spontan entstandenen Porträts hätte man das Gefühl gehabt, „mittendrin“ zu sein. 

Vom Kompliment, der Film erzähle seine Geschichten in Bildern, zeigte sich der Regisseur überrascht und leugnete dies. Ein anderer hätte gern mehr Bilder qesehen, wie und wo genau die Menschen am Kanal leben und was der Kanal mit den Menschen zu tun hat. Diese Fragen sind van den Reek beim Schneiden immer unwichtiger vorgekommen – obwohl der Kanal immer noch in jedem Porträt zu sehen ist, wenn auch manchmal nur in kurzen Schwenks wie bei den Zigeunern. Der Film soll zeigen, wie sich das Bild von einem Kanal und den Leuten an diesem Kanal bildet. 

In Bezug auf das Fehlen von Filmen zum 9. November auf der diesjährigen Filmwoche, wurde hervorgehoben, daß gerade solche kleinen Szenen, wie etwa die Erlebnisse der Zigeuner, die während der deutschen Besatzung bei Durchsuchungen im Kanal regelrecht untergetaucht sind, wichtiger seien als großartige Feature zum Thema „Progrom“.