Protokoll
Der einleitenden Bemerkung Elfriede Schmitts, dieser Film sei typisch für das S8mm-Format, er demonstriere u.a. die Macken von S8, folgten einleitende Bemerkungen der Filmmacher, die den niveaulosen Standard der Projektion bemängelten.
Darüberhinaus wies C. Fischer-Zernin – hiermit den Zusammenhang der Diskussion charakterisierend – auf den Umstand hin, daß eine Separation auf der Filmwoche recht vollständig stattgefunden habe, nämlich die zwischen den inzwischen arrivierten Dokumentaristen und den S8- und Videomachern, weshalb er keine Lust habe, an diesem Ort über Formatspezifika zu sprechen. Ins Auditorium blickend stellte er fest, daß die zuvor in der „Money-Diskussion“ vehement engagierten Dokumentarfilmemacher hier fehlten. Man mache eben jetzt – unter sich als S8 und Videomacher – die No-Money-Diskussion, die anderen säßen womöglich in irgendeiner der beiden Kneipen und schöben die bucks hin und her. Insofern ergab sich dann also doch eine gewisse formatspezifische Eingrenzung der Diskussion.
Der Film sei – ohne Geld – in 2 Jahren gedreht worden, ohne Drehgenehmigungen, auch im ‚Knast‘, wie V. Schutsch erzählte. Es sei um Bilder gegangen, die ihnen und ein paar anderen Leuten wichtig seien. SAMBA SAMBA lebe vom Publikum, ergänzte Fischer-Zernin, er sei ein „Bewegungsfilm“, der in Berlin sein Publikum habe. Ob sich auch hier im Publikum Betroffenheit rege?
Das Auditorium hatte jedoch Schwierigkeiten mit der Betroffenheitsdiskussion. Einerseits wollten einige Teilnehmer aufgrund der von Richard (im Film) gezeigten Souveränität keine Betroffenheit empfinden, andere wollten sich wohl hinsichtlich der Komplexität der Repression in der BRD betroffen zeigen, deren darstellende Zusammenfassung den Film wichtig mache. Andererseits wollten einige mit dem bloßen Begriff nichts anfangen.
W. Mossmann fand es „saugut“, daß der Film irgendwie kein verbittertes Pathos rüberbringe; dies sei eine bewundernswerte Haltung. Die Angst vor‚ dem Knast führe nämlich zur Verdrängung aller Probleme, die damit zusammenhingen.
Michael Kwella blieb beim gebrauchswertorientierten Betroffenheitsaspekt, als er dem Film und den Diskussionen, die er bisher evoziert habe, Selbstbeweihräucherung einer nicht mehr existenten „Scene“ attestierte. Der Film sei Szenerenner zu einer Zeit, da keine Bewegung mehr existiere. Die Mitläufer von einst betrieben Bauchpinselei und gingen anschließend ein Bierchen heben. Von Betroffenheit sehe er in solchen Diskussionen keine Spur.
Didi (Medienwerkstatt Freiburg) hielt dagegen, die Betroffenheit habe seinerzeit die Leute auf die Straße gebracht, man solle sie daher nicht im Kino suchen oder verlangen. Ein bißchen Nabelschau sei im übrigen auch wohltuend, da solle man sich nicht so zieren. Eigene Scene-Medien zu haben, sei immerhin auch mit dem Aspekt verbunden, eigene Geschichte – unverfälscht durch die offiziellen Organe – verfügbar zu halten.
Wilhelm Roth zeigte sich erfreut über diesen wie andere S8-Filme in Duisburg. In den ersten Tagen dieser Filmwoche habe er vorwiegend elegische Reaktionen auf die Krise aller gesehen; in langen Einstellungen seien Abschiedsbilder vorwiegend niederlagenträchtigen Inhalts vermittelt worden. In den S8-Filmen sehe er, was er ansonsten vermisse: auch wenn SAMBA SAMBA von Niederlagen handele, sei er doch nicht von jener bedrückenden Larmoyanz erfüllt, er sei vielmehr frech und optimistisch.
Auch Elfriede Schmitt entdeckte eine nicht nur räumlich-zeitliche Separation zwischen den klassisch-dokumentaristisch verfahrenden 16mm-Filmemachern und dem S8/Video-Bereich. Dieser Bereich eigne zunehmend Themen sich an, die ehe dem zum Bestand jener ‚gehört‘ hätten. Auseinandersetzungen über Knast fänden derzeit weder in Bewegungen noch im Film irgendwo statt. Irgendwie schienen ihr die 16mm-Leute auf einem anderen Trip zur Zeit, wie die Pessimismus-Debatte zeige.