Protokoll
Die Diskussion zerfiel etwas unglücklich in zwei Bereiche, die leider nur andiskutiert wurden, da die meisten Diskussionsteilnehmer den 21.00 Uhr Film sehen wollten und so nur 45 Minuten Zeit zur Verfügung standen. So fand keine Vermittlung zwischen der allgemeinen inhaltlichen Diskussion über Stand und Aufgaben der Anti-AKW-Bewegung und der spezifischen Diskussion über den Film statt.
1. Zum Film:
Die Filmemacher berichteten, daß sie seit einigen Jahren in der Gegend von Gorleben leben und durch die Planung der Wiederaufbereitungsanlage schon relativ früh (77) auf die Idee kamen, den Prozeß der Auseinandersetzung im Landkreis Lüchow-Dannenberg mit der Kamera zu beobachten. In einem Zeitraum von zwei Jahren hat sich dann die Materialsammlung zu dem vorliegenden Film verdichtet.
Der Film ist frei produziert. Die Filmemacher wurden von der Kunsthochschule Hamburg mit Material unterstützt. 15 000 DM wurden aus Eigenmitteln aufgebracht. Anfang 79 bekamen sie ein Darlehen über 50 000 DM von der BI Lüchow-Danneberg. Wegen der schlechten Finanzlage gibt es bisher nur eine Kopie von dem Film. Jede weitere Kopie kostet etwa 7000 DM. Der Verleih läuft inzwischen über den Zentralfilmverleih Hamburg. Die Intention der Filmemacher und des Verleihs ist, daß die Macher mit auf die Reise gehen: um mit den Zuschauern zu diskutieren. Im November wird der Film in Schleswig-Holstein eingesetzt, im Dezember in Baden-Württemberg.
Zu dem Film wurde in der Diskussion hervorgehoben, daß er den Entwicklungsprozeß der Betroffenen sehr gut darstelle: „Der Film stellt einen Prozeß dar, an dem auffällt, daß die Beteiligten ihn auch nachvollziehen.“ Positiv hervorgehoben wurde ebenfalls, daß der Film sich auf die Widersprüchlichkeit dieses Entwicklungsprozesses einläßt. Z. B. äußern die Betroffenen ihre Angst vor der Polizei, ihre Schwierigkeiten mit den nicht aktiven Teilen der Bevölkerung. An der Szene mit dem Stein in Hannover unterstrichen die Filmemacher, daß es ihnen auch gerade darauf ankam, Positionen darzustellen, die für Atomkraftwerke sind (es fiel das Stichwort der „schweigenden Mehrheit“).
Kritisch hinterfragt wurde, ob der Film Zuschauer aufkläre und motiviere, die bisher noch nicht in der AKW-Bewegung aktiv sind. Diese Kritik wurde dahingehend konkretisiert, daß der Film zwar die Bevölkerung zeige, aber nicht die Gefährlichkeit der Anlage, und daß der Film keine Handlungsanweisung enthalte, wie es in der AKW-Bewegung weitergehen solle.
Dem wurde vom größten Teil der Diskussionsteilnehmer und von den Filmemachern widersprochen. Gerade weil der Film sich auf die widersprüchliche Entwicklung der Bewegung einlasse, sei er in der Lage, noch nicht Aktive zu motivieren. Die resignativen Elemente im Film geien nicht die Hauptseite, im Gegenteil, er zeige die Kraft und die Phantasie der Bewegung, auch wenn er natürlich keine platte Handlungsanweisung, wie es weitergehen soll, beinhalte.
2. Zur AKW-Debatte:
Die anwesenden Vertreter der Duisburger BL gegen Atomanlagen forderten eine inhaltliche Diskussion. Sie versuchten, über die Gefährlichkeit der AKW ’s, über mögliche Blockade-Aktionen im Duisburger Hafen und über den gegenwärtigen Stand der Anti-AKW-Bewegung eine Diskussion mit dem Publikum zu erreichen. Ihr Interesse wurde zwar als berechtigt empfunden, stieß aber auf wenig Resonanz. Da die meisten Anwesenden über den Film als Film diskutieren wollten, wurde die allgemeine inhaltliche Diskussion nicht fortgeführt.